Studio2Retail: Das sind die Gewinner:innen des Wettbewerbs

© Kitschy Couture
© Kitschy Couture

Berlin Fashion Week für alle, auch abseits des Laufstegs: Das Wettbewerbsformat Studio2Retail prämiert jede Saison innovative B2C-Eventkonzepte von deutschen Modelabels und stationären Stores. Bei der Selektion spielen Aspekte wie Nachhaltigkeit, Diversität und Fortschritt eine ausschlaggebende Rolle. Die Gewinner:innen öffnen während der Modewoche ihre Türen und laden zu unterschiedliche Veranstaltungen wie Showrooms und Pop-ups ein. Diese sechs Labels konnten die Jury überzeugen. 

COLRS 

Hinter COLRS steckt der in Köln aufgewachsene Designer Zec Elie-Meiré, alias Punkzec, der sein Menswear-Label 2017 gründete. Das Geschichtenerzählen steht im Zentrum der Kollektionen, die Themen wie Kindheitserinnerungen, Nostalgie und Freigeist miteinander verbinden. So nahm das Label seine Gäste für die letzte Show stilistisch mit auf eine Reise nach Brasilien, während die HW-25-Saison einem bekannten italienischen Auto-Rallye gewidmet war. Facettenreiches Storytelling ist das Kernelement der Brand, aus der sich die Kollektionsteile entwickeln. Darüber hinaus lässt sich das Label von Kunst und Kultur inspirieren und folgt einem nachhaltigen Design-Ansatz. COLRS arbeitet primär mit Upcycling und Vintage-Stücken, aus denen neue, zeitgenössische Pieces entstehen: Patchwork-Denim, Slogan-Oberteile und Tailoring mit modernem Twist. 

Kitschy Couture 

Mit ihrem Label Kitschy Couture feiert Designerin Abarna Kugathasan diasporische Identität und schöpft für ihre Entwürfe aus ihrer eigenen, transkulturellen Herkunft und Prägung. In ihrer Mode trifft Tradition auf Gegenwart: So finden sich etwa in ihrer letzten Kollektion sowohl traditionelle Saree-Drapierungen – ein Signature-Element des Labels –, die neu gedacht werden, als auch “I love Pforzheim"-T-Shirts. Damit schafft die Berliner Modemarke einen modischen “Culture Clash”, der nicht nur prominente Fans wie Sängerin Nina Chuba begeistert. Kitschy Couture ist bunt, üppig, optimistisch und nachhaltig. Das Label arbeitet vorrangig mit Deadstock-Materialien, Vintage- sowie Second-Hand-Pieces. Jede Kollektion ist eine Einladung, in die vielschichtige Welt von Kitschy Couture einzutauchen und ein Plädoyer für Vielfalt, Zugehörigkeit und kulturelles Erbe. 

Maqu

Nachhaltigkeit steht bei Maqu, dem 2016 in Berlin von Marisa Fuentes Prado gegründeten Label, an oberster Stelle: Die in Berlin ansässige Brand mit eigenem Store produziert umweltfreundlich, verwendet biologische Materialien und arbeitet mit innovativen, pflanzenbasierten Lederalternativen, zum Beispiel aus Kakao. Die Designerin kombiniert in den Entwürfen traditionelle sowie neue Techniken und kreiert ihre einzigartige Designhandschrift, indem sie ihre peruanischen Wurzeln mit modernem Minimalismus verbindet. In die Modekollektionen fließen stets soziale, ökologische und nachhaltige Aspekte. Die Designerin wurde bereits als Vorreiterin im Bereich ethisches Design ausgezeichnet und auch das Label selbst mit wichtigen Auszeichnungen im Bereich Inklusion, Diversität und Sustainability prämiert. 

Milk of Lime 

Bekannt für eine Designsprache, die das Ländliche mit dem Urbanen und das Einzigartige mit dem Alltäglichen vereint, entwerfen die Designer:innen Julia Ballardt und Nico Verhaegen in Neustadt an der Weinstraße mit ihrem Label Milk of Lime eine Garderobe für “zeitgenössische Poet:innen”. Inspiration findet das Duo dafür vorrangig in der Natur und transformiert diese Impulse in zeitgenössische Demi-Couture, die zwischen Romantik und Härte jongliert. Die Kollektionen versprühen dabei eine folkloristischen, mystischen Charakter, der jedoch dank des Savoir-Faire der Designer:innen wie selbstverständlich in die heutige Zeit angepasst wird. Ausgangspunkt ist dabei immer das Material – seine Struktur, Textur oder Haptik. Milk of Lime geht es um Langlebigkeit in allen Bereichen; das Label entwirft Mode frei von Saisonalität und für die Ewigkeit gedacht. Handwerkskunst, besondere Fertigungen und Silhouetten, die eine gewisse Spannung erzeugen, zeichnen die Kollektionen des Labels aus. 

Plaid-à-Porter 

Plaid-à-Porter schenkt Vintage-Textilien – wie Gobelin-Tapisserien, gehäkelte Decken und Patchwork-Quilts – ein zweites Leben in Form von einzigartigen Couture-Pieces mit hohem Wiedererkennungswert. Die Bustiers, Jacken, Kleider, Hosen und Co. der 2023 von Designerin Estelle Adeline Trasoglu Marke sind tragbare Erbstücke, die Vergessenes ins Hier und Jetzt holen. Jedes Stück des in Berlin ansässigen Modelabels trägt die Erinnerung, Handwerkskunst und Geschichten der Vergangenheit in sich und wird in zeitgenössischen Silhouetten neu interpretiert. Der Designerin geht es um eine ganzheitliche Wertschätzung dieser besonderen Textilien, deshalb arbeitet das Label nach dem Zero-Waste-Prinzip und mit intuitiven Konstruktionstechniken: Das Material gibt dabei immer die Richtung an, das Design folgt. 

Vladimir Karaleev 

Die Berliner Modemarke des gleichnamigen Designers Vladimir Karaleev steht seit der Gründung 2010 für Progressivität: experimentelle und asymmetrische Schnitte, dekonstruierte Silhouetten, eine rohe künstlerische Ausdruckskraft sowie innovative Handwerkskunst. Vor allem die offenen Nähte gelten als Markenzeichen des Labels. In den Kollektionen treffen organische Formen auf collageartiges Layering, skulpturale Details und außergewöhnliche Texturen. Vladimir Karaleev definiert zeitgenössische Alltagskleidung neu und setzt gleichzeitig auf nachhaltige Praktiken, wie die Nutzung von Deadstock- und Upcycling-Materialien. Die Marke entwirft extrovertierte Mode mit müheloser Tragbarkeit, sie beherrscht das Spiel zwischen Form, Funktion und Fantasie – eine Art Geheimrezept des Designers, die ihm nun schon seit 15 Jahren erfolgreich gelingt.