SEEK: „Berlin hat einen ganz eigenen Flow"

© SEEK
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Eindrucksvolle Shows von kreativen Talenten und Marken: Das ist die BFW. Doch sie ist noch viel mehr als das. Denn neben all den Shows bietet die BFW kleinen und großen Side Events Platz, um einen Austausch über Design und Kreativität zu ermöglichen, Designer:innen eine Bühne zu bieten und die Branche weiterzudenken.

Dabei ist die BFW von einigen Formaten geprägt, die als Multiplikatoren einer Vielzahl an Talenten eine Plattform auf verschiedenste Weise bieten. Wer hinter ihnen steckt und was sie ausmacht, erläutern wir in unserer neuen Serie.

Wir beginnen mit dem Format „SEEK”:

Interview mit Marie-Luise Patzelt und Maren Wiebus, SEEK

Wer SEEK schon mal besucht hat, kennt diesen besonderen Vibe. SEEK ist mehr als eine Modemesse. Seit der Gründung 2009 lebt und liebt die SEEK-Community offene Kommunikation, zielführende Kollaboration und ein freundliches, nahezu familiäres Miteinander. Die sorgfältig kuratierte Auswahl an modernen Klassikern, Street- und Sportswear, Denim, Sneakers und Schuhen, Accessoires, Lifestyle-Produkten sowie Nischen- und Heritage-Brands sucht seitdem international ihresgleichen. Der „Conscious Club” zeigt die spannendsten nachhaltigen Marken und Konzepte – verschiedene Content-Formate thematisieren, was in der Branche gerade wichtig ist. 

Am 2. und 3. Juli findet SEEK parallel zur Berlin Fashion Week in der Station am Gleisdreieck statt und bereichert Berlin damit um einen wichtigen Anziehungspunkt für internationale Einkäufer:innen. Wir baten Marie-Luise Patzelt, Show Director und Maren Wiebus, Creative - & Event Director, um einen Blick hinter die Kulissen und wollten wissen, worauf sich Besucher:innen in dieser Saison besonders freuen können. 
 

Wie würdet ihr einer Sechsjährigen erklären, was SEEK ist? 

Marie-Luise Patzelt:
Hier kaufen Einkäufer:innen (ja, das ist wirklich ein Beruf) für Läden ein, in denen deine Eltern dir deine Kleidung kaufen. 

Maren Wiebus:
Wie eine Party, um Pokémon Karten zu tauschen – aber mit Klamotten gegen Geld. 

Was können SEEK Besucher:innen von der Sommeredition erwarten?

Marie-Luise Patzelt:
Berlin. Wir freuen uns riesig darauf, – und auch die Besucher:innen dürfen sich darauf freuen – dass Berlin sich von seiner besten und vor allem von seiner diversesten Seite zeigen wird. Es ist wichtig, dass sich die Berliner Modeszene wirtschaftlich wie kreativ zusammentut. Zum ersten Mal finden die unterschiedlichsten Plattformen, Shows und Events gleichzeitig statt. Gemeinsam sprechen wir die verschiedensten Zielgruppen an, B2B und B2C. Wir entertainen und informieren. Keine andere Stadt in Deutschland bietet so viel Freiheit, Inspiration und Zukunft.

„Keine andere Stadt in Deutschland bietet so viel Freiheit, Inspiration und Zukunft.” 

Worauf freut ihr euch persönlich am meisten? 

Marie-Luise Patzelt:
Auf die Menschen. Wir haben das unfassbare Glück, mit vielen unserer Aussteller:innen sowie Besucher:innen seit mehr als zehn Jahren zusammenzuarbeiten, zusammen zu feiern und die Welt zu bereisen. Dies ist ein absolutes Privileg – vor allem in dieser (doch auch schnelllebigen) Branche. Ehrlichkeit, Loyalität und Wertschätzung sind die Werte, die uns verbinden. 

Und die Mode. Und um noch einmal auf das Thema 'Privileg' einzugehen: Wir, mein Team, unsere Aussteller:innen und Besucher:innen, dürfen uns beruflich tagtäglich mit den schönen Dingen des Lebens auseinandersetzen. Mode ist Kreativität, Luxus (ganz unabhängig vom Budget) und Emotion. Ich reite übrigens beabsichtigt auf dem Thema Privilegien herum, da ich mir wünschen würde, dass alle in unserer Branche wertschätzen, mit was und mit wem wir arbeiten dürfen. Die Leichtigkeit und der Spaß, die mit dieser Wertschätzung einhergehen, sind in den letzten Jahren etwas verloren gegangen. Ich wünsche mir, dass diese nächste SEEK als eine Art positiver und konstruktiver Reality Check oder auch Wake-up-Call dient. 

„Ehrlichkeit, Loyalität und Wertschätzung sind die Werte, die uns bei SEEK verbinden.”  

Maren Wiebus:
… und das Klassentreffen Gefühl, während alle ankommen, und das uns durch zwei pickepackevolle Tage begleitet. Nicht so sehr das von-einer-Klassenfahrt-zurück-komm-Gefühl, wenn es wieder vorbei ist. Das ist eine Mischung aus Einsamkeitsloch und Erschöpfungsstarre.

Das Herz der SEEK ist der besonders sorgfältig kuratierte Brand Mix. Worauf kommt es euch dabei an? 

Marie-Luise Patzelt:
Aufs Herz. Und auch ganz viel Bauchgefühl. Mein Team und ich arbeiten (zusammengerechnet) seit mehr als 50 Jahren für SEEK sowie auch die vergangenen Plattformen wie PREMIUM und viele weitere Formate wie Skateboarding Messen, GenZ D2C Festivals, klassische Orderplattformen in München und auch Düsseldorf sowie Parties, Förderungen von Jungdesigner:innen bis hin zu Visual Merchandiser:innen. 

Ich denke, wir können selbstbewusst von uns behaupten, dass wir Menschen und Mode kennen und die richtige Mode an die richtigen Menschen bringen. 

Gibt es im Juli ein Content Programm und/oder neue Formate innerhalb von SEEK? 

Marie-Luise Patzelt:
Wir möchten den Content wieder mehr auf die Fläche und in die Gänge bringen. Wir, unsere Besucher:innen und Aussteller:innen tun sich schwer mit ‘Frontalunterricht’. Wir möchten Content neu denken, zugänglicher und transparenter sowie vor allem ehrlicher machen. Wir sind uns der momentanen Situation der Branche bewusst. Brands sowie Stores fokussieren sich auf klare, messbare „Return of Investments". Dafür müssen wir die richtigen Gespräche anstoßen. Die Gespräche müssen sie selbst führen. 

„Wir möchten Content neu denken, zugänglicher und transparenter sowie vor allem ehrlicher machen.”

Nachhaltigkeit war schon immer ein Lebensgefühl bei SEEK – und den SEEKers. Was gibt's Neues im Conscious Club? 

Maren Wiebus:
Die allgemeine Stimmungslage bedeutet insbesondere für Brands, die ihre Daseinsberechtigung auch darüber definieren, dass sie Dinge besser machen als andere, besser als vorher, eine Herausforderung – und Chance. Es wird anders konsumiert, noch preisbewusster. Auch in den privilegierten Sphären, von denen wir hier sprechen.

Die Welt ist schief. Dass damit einhergehen könnte - einhergehen sollte – Qualität vor Quantität zu stellen und Respekt vor guten Produkten und deren Langlebigkeit zu entwickeln, ist auch ein großes Kommunikationsthema, das eigentlich zusammenschweißen sollte.

Um unserer Rolle als Wegweiser und Connector zu entsprechen, haben wir die Kooperation mit studioMM04 und Ivalo.com vertieft. Sämtliche SEEK Brands können den Fragenkatalog ausfüllen, der dafür ausgelegt ist, zu validieren, welche Marken Mitglieder des SEEK Conscious Club werden. Und bekommen einen individuellen, ausführlichen Report darüber, wo ihre eigenen Bestrebungen im großen Kontext einzuordnen sind, plus Empfehlungen dazu, was nächste Schritte sein könnten.

Wir sind der Ort, um sich über Erreichtes und Angestrebtes auszutauschen, damit anzugeben und neue Wegbegleiter zu motivieren. Unsere Aktivitäten vor Ort sollen das stimulieren, in intimen moderierten Gesprächsrunden, auf den Ständen und in den Gängen –  und unsere Allianzen sollen dabei unterstützen, selbst welche zu schmieden.

Marie-Luise Patzelt:
Wir möchten das Thema Nachhaltigkeit gerne kommende SEEK auch auf (Geschäfts-)Beziehungen bezogen hervorheben. Es geht nicht mehr im Alleingang – bei Umweltproblemen ja schon sehr lange nicht mehr. Bei nachhaltigen Beziehungen zwischen z. B. Wholesale und Retail gibt es da noch viel Potenzial. Wertschätzung ist hier der Schlüssel. 


Welche gemeinsamen Werte prägen die SEEK Community und wie fördert ihr diese freundliche und freundschaftliche Atmosphäre?

Maren Wiebus:
Respekt, Integrität, Offenheit,Toleranz, Realismus, Gelassenheit. Manches fällt aktuell leichter, anderes tut auch mal weh, vieles bereitet ungebrochen Freude. Uns ist es wichtig, den Druck, den alle zweifelsfrei haben, in diesen zwei SEEK Tagen anders zu kanalisieren. Produktiv. Aktiv. Motivierend. Leichter. Wir operieren keine Organe, wir machen die Welt schöner. Und das ist ja wohl gerade echt nötig!

„Uns ist es wichtig, den Druck, den alle zweifelsfrei haben, in diesen zwei SEEK Tagen anders zu kanalisieren. Produktiv. Aktiv. Motivierend. Leichter. Wir operieren keine Organe, wir machen die Welt schöner. Und das ist ja wohl gerade echt nötig!”

Was genau sind THE JUNCTION und UNION SHOWROOM in Abgrenzung zu SEEK und wie befruchten sich die Formate gegenseitig? 

Maren Wiebus:
THE JUNCTION und UNION sind exklusivere Showroomkonzepte für ganz bestimmte Communities. Hier wird ‘weg gearbeitet’, also geordert, ausschließlich auf Terminbasis.

Diese Community und auch Veranstalter sind uns persönlich und der SEEK nah und wir bauen entsprechend Brücken, um Synergien zu fördern. Ein gutes Beispiel dafür, was wir unseren Partner:innen, Aussteller:innen und Besucher:innen predigen: zusammen ist besser als alleine - und vor allem: besser als gegeneinander.

SEEK findet im Juli wieder parallel zur Berlin Fashion Week statt. Könnt ihr die Bedeutung dieser Synergie für die Branche erläutern? Warum ist es aus eurer Sicht wichtig, innerhalb der Berliner Modeszene Allianzen zu schmieden und Stärken zu bündeln?

Maren Wiebus:
Es gibt viele Akteurinnen und Akteure und ALLE haben irgendwelche Schnittmengen. Zusammenzuarbeiten ist unbedingt nötig und würde, langfristig konsequent gedacht und gemacht, einen enormen Wettbewerbsvorteil bedeuten. Mode ist Business. Und zwar ein knallhartes. Wir brauchen krasse Designs in moderner und unverwechselbarer Ästhetik auf den Runways, in strahlkräftigen Bildern inszeniert und auf begeisternden Events gefeiert, genauso wie kommerziell Bequemeres. Und all das muss dann an die Endkonsument:innen, direkt und indirekt über den Einzelhandel. Kreativität ohne Wirtschaftlichkeit ist nicht von Bestand. Die Erfahrung, das Wissen, die Expertise, die sich in der kreativen Szene unserer Stadt befinden, ist ein Schatz. Einen räumlich so nahen Wissensvorsprung nicht zu nutzen, wäre schade.

„Zusammenzuarbeiten ist unbedingt nötig und würde, langfristig konsequent gedacht und gemacht, einen enormen Wettbewerbsvorteil bedeuten. Mode ist Business. Und zwar ein knallhartes.”

Was ist euer für immer schönster SEEK Moment? 

Maren Wiebus:
In diesen 14 SEEK Jahren wurden viele Feste ziemlich feste gefeiert. Viele schöne Momente auf Dancefloors und an oder auf Bartresen! Uns bereitet es die größte Freude, Menschen zusammenzubringen – in guten Räumen und an großen Tischen. Besonders schön war und ist es, Freundschaften wachsen zu sehen. Wirkliche Verbundenheit, die Blüten trägt. Inzwischen gibt es neben vielen Businesses und beruflichen Partnerschaften, die sich gefunden haben, auch SEEK Babies.

„Uns bereitet es die größte Freude, Menschen zusammenzubringen – in guten Räumen und an großen Tischen.”

Marie-Luise Patzelt:
Eigentlich jede Saison, wenn alle nach und nach die Location betreten.

Was kann Berlin, was keine andere Stadt kann? 

Maren Wiebus:
Berlin hat einen ganz eigenen Flow, der dazu einlädt, sich treiben zu lassen, zu erstrahlen und aus wenig viel zu machen.

Marie-Luise Patzelt:
Was Berlin kann, kommt drauf an, was es will! „Können” tut es eigentlich alles. 

Akkreditierung und Infos: https://www.seek.fashion/